Adidas Terrex Speed Ultra im Test

 

„Ein Gamechanger für den Trail.“ Kurz und knapp, so beschreibt Adidas seinen Speed Ultra aus der Terrex-Reihe und will damit vereinen, was eigentlich gegenläufig ist: Schnelligkeit und die richtig langen Distanzen. Widerspricht sich das nicht? Eigentlich nicht. Natürlich gibt es die gemütlichen Läufer mit weitem Shirt und wohlig dämpfenden Tretern, es gibt aber auch jene, die ultraweit aber eben nicht ultralang laufen wollen. Deshalb wurde der Terrex Speed Ultra entwickelt. Um ambitionierten Athleten einen Schuh zu bieten der beides vereint.

 

 

Erster Eindruck und Design

Der Speed Ultra wirkt auf den ersten Blick so gar nicht wie ein Schuh für den Ultrabereich. Schmal und fast schon minimalistisch gleicht er eher einem Racer aus der Straßenszene. Dazu ein angenehm geringes Gewicht von 210g. Man kann zwischen vier Farbkombis wählen. Erkennungsmerkmal der Serie ist die Farbe Pink, welche sich mal mehr, mal weniger als Eyecatcher in den Vordergrund drängt. Egal ob Damen, Herren oder Divers.

 

Technische Daten und Verarbeitung

In dieser Version des Adidas Terrex Speed Ultra steckt jede Menge Know How. Das grobe Profil der bewährten Continental Außensohle ist von Gravel Bikes inspiriert und soll laut Hersteller für hervorragenden Grip sorgen. Die Zwischensohle kombiniert die dämpfende Boost-Technologie, welche in nahezu jedem Adidas Laufschuh zum Einsatz kommt, mit der Lightstrike-Zwischensohle. Das Obermaterial aus Mesh ist extrem leicht und atmungsaktiv. Abriebfeste äußere Verstärkungen sind nur minimal im Zehenbereich aufgebracht. Innen ist das Netzmaterial noch zusätzlich durchzogen mit stabileren Leisten und soll dadurch mehr Halt bieten. Der Fersenbereich wurde dabei ausgespart. Die perforierte Zunge ist mit der Innensohle des Schuhs verbunden für mehr Stabilität. Bei der Schnürung greift Adidas auf ein herkömmliches System zurück. Tom Evans, professioneller Ultra-Trailrunner, hat den Schuh zwei Jahre lang in verschiedenen Versionen getestet und damit beim Tarawera Ultramarathon gewonnen.

Erwähnenswert sind noch die reflektierenden Prints, welche rund um den Schuh verteilt sind. Adidas hat außerdem jede Komponente des Schuhs betitelt und dies auch klar ersichtlich gemacht. Ein Blick auf den Schuh und man weiß sofort, was man da genau in Händen, oder an den Füßen hält bzw. trägt.

 

 

Passform und Performance

Raus aus der Schachtel und ran den Fuß. Die Vorfreude ist immens. Bereits beim ersten Anblick juckt es mir in den Füßen. So kann mir selbst der Schneesturm im Frühling die Laune nicht verderben. Allerdings: die steif gefrorenen blauen Zehen trüben die Laune dann doch noch. Der Schuh ist einfach nichts für kalte Ausflüge. Aufgrund seiner sehr leichten Meshstruktur ist er eher für warme Temperaturen zu empfehlen. Oder für Regen, denn was oben rein kommt, tritt auch problemlos wieder unten aus. Fuß und Schuh trocknen sehr schnell. Die Zwischensohle macht richtig Spaß. Die Boost-Dämpfung ist absolut spürbar, aber nicht übertrieben. Kein schwammiges Gefühl, sondern direkt und ausgesprochen reaktiv. Besonders auf hartem Untergrund merke ich die Energierückführung und der Schuh bietet einen tollen Vortrieb. Die Gummimischung der Continental Außensohle leistet, mit kleinen Abstrichen, ebenso gute Dienste. Auf Asphalt hatte ich zwar das Gefühl, etwas kippelig unterwegs zu sein, was daran liegen könnte, dass die Laufsohle nicht hoch, dafür aber relativ schmal aufgebaut ist. Im Wald und auf Wurzeltrails stieg die Lauffreude aber gleich. Schnelle, dynamische Richtungswechsel und Sprünge meistert der Speed Ultra mit Bravour. Trotz ausreichender Dämpfung geht das Gefühl für den Untergrund nicht verloren. Loses Geröll und nasse Witterung machen dem Terrex Ultra Speed nichts aus. Wird es jedoch zu technisch und verblockt, kommt der Schuh an seine Grenzen. Dafür bietet er zu wenig Stabilität und Protektion. Der Schaft ist minimalistisch und auch hier ist von Polsterung wenig zu sehen oder zu spüren. Kurze Ausflüge sind kein Thema, doch auf längeren Touren hätte ich mir doch etwas mehr Komfort gewünscht. Dafür ist der Fersenhalt top. Kein Rausrutschen im Uphill und den Downhill so richtig krachen lassen – aufgrund der strammen Passform kein Problem. Der Schuh lässt sich mit der griffigen Schnürung sehr gut am Fuß anpassen. Die Zunge ist nur geringfügig gepolstert, was ich aber nicht unbedingt als Nachteil empfinde, da sich das Obermaterial so schöner an den Fuß schmiegt. Gewünscht hätte ich mir aber eine Möglichkeit zum Verstauen der Senkel. Auch wenn Adidas den Schuh als Racer auf den Markt wirft und dabei jedes Gramm an Gewicht einsparen möchte. Dann doch lieber zwei Gramm mehr in eine Lasche investiert.

 

 

Facts

Sprengung                             8mm

Gewicht                                  210g Damen / 245g Herren

Passform                                fällt groß aus, lieber eine Nummer kleiner wählen

Obermaterial                         atmungsaktives Mesh mit abriebfesten Verstärkungen

Mittelsohle                             Adidas Boost und Lightstrike Zwischensohle

Außensohle                           Continental, Profiltiefe 2,5mm

 

Fazit

Der Adidas Terrex Speed Ultra macht seinem Namen alle Ehre. Er vereint die vermeintlichen Gegensätze Speed und Ultra und macht im ambitionierten Trailrunning-Bereich große Freude. Die schnelle Ultraszene wird diesen Schuh sicher schätzen und lieben lernen, solange man sich auf Untergründen bewegt, die der Speed Ultra gut meistern kann. Ich sehe ihn am ehesten auf einem engen und steilen Wurzelpfad. Festgezurrt an den Füßen von jenen, die schnell, weit und lang rennen wollen.

 

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