Das Motto einer Kurzstrecken-Rakete: „ONLY RUN NGTV SPLITS“
Puma schafft es seit einigen Jahren wieder, ein veritabler Innovationstreiber im Laufschuh-Segment zu sein. Doch die Herzogenauracher hören nicht auf, mit immer weiteren tollen und performativen Modellen für Aufsehen zu sorgen. So geschehen letztes Jahr, als die ersten Erlkönig-Fotos vom Puma FAST FWD NITRO ELITE (FAST FWD) im Netz „auftauchten“. Nicht nur die Colorways fielen auf, sondern speziell auch seine extrem „abgeschrägte“ Mittelsohle im Vor- und Rückfußbereich. Ich fragte mich unwillkürlich:
„Kann man einen solchen Schuh wirklich laufen?“
Natürlich ist dieser Schuh für eine spezielle Zielgruppe konzipiert. PUMA selbst empfiehlt den FWD für Elite- und Sub-Elite-Läufer*innen. Ob und inwieweit der PUMA FAST FWD mich zu begeistern wusste und welche Zielgruppe für ihn meiner Meinung nach in Frage kommt, soll der nachfolgende Kurz-Test zeigen.
Shop4runners hat mir den Fast FWD zur Verfügung gestellt, so dass ich selbigen unabhängig von etwaigen Hersteller-Interessen testen konnte.
VORBEMERKUNG:
Der FAST FWD ist nicht nur ein spezieller Laufschuh und definitiv für kürzere Distanzen (dazu unten mehr) geeignet, sondern wird auch nur in geringen Mengen verfügbar sein.
Deswegen wird der nachfolgende Testbericht nicht nur den FAST FWD betrachten, sondern auch ausgewählte (CARBON-) Schuhe aus dem Puma LineUp vorstellen, welche auch bereits von mir getestet wurden.
OPTIK UND VERARBEITUNG:
Der FAST FWD kommt in verschiedenen Colorways. Selbige fallen extrem auf, zumal diese immer eine Art bi-colorähnliches Design aufweisen. Die von mir getestete Fireglow-Variante strahlt schon im Stehen „pure Dynamik“ aus. Aktuell verfügbar ist die nicht minder „krasse“ Royal-Sapphire-Version. Die Verarbeitung ist hochwertig. Man findet keine Klebereste oder unsaubere Nähte. Für eine UVP von 219€ jedoch auch selbstverständlich…
Wie beim „großen Bruder“ FAST-R befindet sich am Fersenbereich die sog. HEEL-FIN, eine Art-Spoiler oder Heck-Flosse, die laut PUMA zumindest ein eine strukturelle Verstärkung aber auch ein „optisches Raceday-Statement“ darstellen soll.
TECHNISCHE DATEN:
Der FWD wiegt in US13 (EU47/ 31cm) niedrige 236g. Er ist somit ein echtes Leichtgewicht, wenn auch überraschenderweise sogar etwas schwerer als der DEVIATE NITRO ELITE (V1).
Dieser besitzt eine Stapelhöhe von ca. 34/26 mm und somit eine Sprengung von ca. 8 mm (die Angaben im Netz und beim Hersteller sind da etwas uneinheitlich).
TECHNISCHE INNOVATIONEN:
NITRO ELITE FOAM:
Natürlich wurde dem FWD das HighEnd-Material NITRO ELITE (FOAM), ein mit einer Stickstoff-Infusion versehener PEBA-Schaum, „spendiert“. Dieser zeichnete sich schon bei anderen Modellen durch eine sehr gute Dämpfung und einen enormen Energy-Return aus. Besonderheit beim FAST FWD: Hier findet ein NITRO/EVA-Rahmen als Bottom-Layer Verwendung, in welchem die PWR PLATE (s.u.) eingeklebt ist. Als TOP-Layer wurde dann der NITRO ELITE (PEBA) FOAM inkludiert (s. Bilder-Galerie). Top-Dynamik gepaart mit Stabilität. Dieser Aufbau ähnelt auch ein wenig dem „CORE-RIM-Konzept“ des neuen FOREVERRUN – siehe unten.
Natürlich fällt speziell das Shaping der Mittelsohle auf, denn sowohl der Rückfuß- als auch der Vorfußbereich sind extrem „abgeschrägt“ – sog. UNDERCUT REAR- & FOREFOOT
PWR PLATE:
Zusätzlich besitzt der FWD eine innovative, individuell designte Carbonfaser-Platte, welche durchgängig durch den gesamten Schuh verläuft. Diese wird von PUMA als CUSTOMIZED „PWR PLATE“ klassifiziert: Sie soll zum einen dünner und leichter sein und dennoch eine höhere Rückstellkraft als andere Carbonplatten bieten.
PWR TAPE:
Als zusätzliche stabilisierende und die Passform unterstützende Elemente sind sogenannte Tapes in das Upper eingebunden, welche in einem „Zickzackkurs“ vom Vorfuß- bis zum Rückfußbereich verlaufen und in Verbindung mit der Schnürung zu einem sehr guten Halt sorgen sollen. Diese Tapes hatten sich auch schon beim FAST-R Nitro Elite bewährt.
PWR GRIP:
Natürlich erhält auch der FWD die spezielle, leichtgewichtige Puma-Gummimischung (PUMAGRIP LT) für die Außensohle, welche in sämtlichen Modellen für einen sehr guten Grip auf Asphalt - und das auch bei Nässe - sorgte. Interessanterweise besitzt die Außensohle des FWD sogenannte „Mini-Spikes“, welche sich besonders gut im Asphalt verhaken können.
„NERD“-FACTS:
Puma hat sich für seine Labortestphase im Rahmen der Entwicklung mit der Universität Chemnitz zusammengetan. Hierbei wurde eine Studie durchgeführt, in der u.a. die Vorteile des FAST FWD bzgl. der Laktatwerte bei Distanzen von 5.000m untersucht wurden. Besonders interessant war die Feststellung, dass Läufer bei höheren Tempi von mehr als 17 km/h steifere Schuhe bevorzugten. Ebenso wurde klar, dass Laufbandmessungen nur eingeschränkt auf Freilandmessungen zu übertragen sind. Es scheint sogar so zu sein, dass Läufer ihren Laufstil an unterschiedliche Laufschuhe anpassen, ohne dabei signifikant ihre Ausdauerleistungen zu beeinträchtigen.
Mein „Fazit“ dazu: Grundsätzlich macht es immer Sinn, insbesondere Carbon-Schuhe vor dem Kauf „Probe zu laufen“.
Je nach Konstruktion der Mittelsohle – Härte & Rebound des Schaums, Shaping und Federhärte der Carbonplatte (…) funktionieren diese bei unterschiedlichen „Lauf-Typen“ mehr oder weniger gut.
Das UPPER:
Das Upper des FWD ist sehr dünn - quasi halbtransparent - und atmungsaktiv. Wie oben beschrieben wird es gezielt und signifikant durch die PWR TAPES verstärkt.
PASSFORM:
Wie nicht anders zu erwarten ist der FWD als Race-Schuh sportlich eng geschnitten und bietet eine leicht asymmetrische Schnürung, welche den Fuß extrem gut im Schuh fixiert. Hier gibt es nichts zu beanstanden. Der Vorfußbereich ist eher schmal geschnitten, bietet meiner Meinung jedoch ausreichend Zehenfreiheit. Lediglich extrem breite Füße werden nicht unbedingt ideal in den FAST FWD passen. Die Ferse ist strategisch gepolstert und relativ weich. Dennoch bietet sie iVm. der Schnürung einen guten Fersenhalt.
HALTBARKEIT:
Der FWD ist ein wirklich reinrassiger Race-Schuh, der nur bei Wettkämpfen auf kurzen Strecken und zu speziellen Speed-Sessions & Intervallen Einsatz finden dürfte. Natürlich ist die Laufleistung solcher Spezialisten grundsätzlich begrenzt. Dennoch konnten mich die NITRO-Modelle bislang mit ihrer Haltbarkeit überzeugen. Konkrete Aussagen zum FWD kann ich aufgrund der begrenzten Lauf-Kilometer daher (noch) nicht liefern.
DÄMPFUNG UND DYNAMIK:
Schon im Stehen merkt man, dass der FWD schon bei leichten Bewegungen quasi nach „vorne kippt“ und den Läufer „nach vorne pushen“ möchte. Auch beim Gehen spürt man die vorne extrem aufgebogene, „Wippen-ähnliche“ Konstruktion. Beim Abrollen merkt man dann auch, dass der extreme Vorfußbereich nur mit wenig (Mittelsohlen-) Material ausgestattet ist, so dass man befürchten könnte, dort mit den Zehen nur wenig dämpfenden Schaum nutzen zu können. Doch weit gefehlt, irgendwie schafft es der FWD beim Laufen eine angenehme Dämpfung zu erzeugen. Dennoch muss ich gestehen, dass ich sehr überrascht war, wie sehr mich der FWD beim Laufen nach vorne katapultiert und zu einem enormen Tempo „zwingt“. Man kann eigentlich gar nicht anders, als mit ihm Höchst-Tempo zu laufen. Hierbei verwöhnt der FWD mit einem extrem dynamischen Abrollvorgang und spürbaren Push-Effekt. Die „Carbonplatten & Mittelsohlen-Abstimmung“ ist absolut gelungen. Auch die Zehen „schlagen nicht wie befürchtet durch“. (s.o.) Dennoch möchte ich ganz klar die Empfehlung aussprechen, diesen Schuh lediglich auf Distanzen bis zu 10km zu verwenden.
Lediglich extrem schnelle, leichtgewichtige und geübte Läufer*innen können den FAST FWD gegebenenfalls auch bis hin zur Halbmarathon-Distanz verwenden. Natürlich ist der FAST FWD aufgrund seiner etwas reduzierten Bauhöhe kein Dämpfungswunder, dennoch empfand ich diese als völlig ausreichend und angenehm, was sicherlich auch dem sehr gut dämpfenden NITRO ELITE FOAM zu verdanken ist.
Die etwas reduzierte Stapelhöhe hat sogar den Vorteil, dass man auf engen und verwinkelten Stadt-Kursen durchaus STABILITÄTS-Vorteile gegenüber den bis zu 40mm hohen „Super-Shoes“ generieren kann. Insgesamt ist der FWD meiner Meinung nach ein sehr interessanter und innovativer „Kurzstrecken-Street-Racer“. Zwar ist er aufgrund der Bauhöhe nicht für Bahn-Wettkämpfe zugelassen, kann dort aber auf jeden Fall für Speed-Sessions und Intervalle genutzt werden. Für Läufer*innen, die auf absolute Bestzeiten „schielen“ sicherlich interessante Wahl.
Hinweis:
Meine Meinung nach sollten Fersenläufer überlegen, ob sie mit dem FWD wirklich klarkommen, denn dieser zwingt definitiv zu einem Mittel- bis Vorfußlaufen. Besonders Mittelfuß-Läufer*innen (und auch Vor-Fußläufer*innen) werden meiner Meinung nach eine Menge Spaß mit dem FWD haben!
Ein Probelaufen macht bei diesem
sehr speziellen Schuh absolut Sinn.
Und: Die RACE-PACE sollte unter
4:00 min/km liegen….
KONKURRENZVERGLEICH:
Meiner Meinung nach gibt es aktuell kein wirklich vergleichbares, derart extremes Kurzstrecken-Race-Modell. Am ehesten noch kommt der Takumi Sen9 von Adidas in Betracht, auch wenn dessen „Geometrie deutlich zahmer ausfällt“.
In Sachen „Mittelsohlenschaum“-Dynamik nehmen sich beide Modelle nicht viel, jedoch ist das Lauferlebnis im PUMA FAST FWD deutlich extremer, was natürlich seiner „wippenartigen“ Vorfußkonstruktion (extremer Rocker) geschuldet ist.
Da kommt der Takumi nicht wirklich mit….
ALTERNATIVEN DES HERSTELLERS:
PUMA besitzt mittlerweile ein riesiges LineUp an interessanten Carbon-Laufschuhe - quasi für jeden Einsatzbereich: Neben dem FAST FWD kann man für Halb- und Marathon-Wettkämpfe natürlich den FAST-R in Betracht ziehen. Dieses TOP-Model von Puma besitzt eine „teil-entkoppelte“ Fersenpartie und ebenfalls den „hochexplosiven“ NITRO ELITE FOAM im Vor- & Mittelfußbereich. Nitro-EVA stabilisiert hierbei den Rückfußbereich. Er bietet ebenfalls eine tolle Dynamik und deutlich mehr Dämpfung und Langstreckentauglichkeit als der FWD. Ein toller RACER! Ebenfalls für Halb- & Marathon-Wettkämpfe, oder auch kürzere Strecken geeignet ist der DEVIATE NITRO ELITE (DNE 1 & 2). Auch er besitzt eine nicht ganz so extreme Bauhöhe und in der 2. Version wurde er sogar noch einmal optimiert.
Er ist vom Laufgefühl her angenehm gedämpft und dennoch direkter und nicht so „kippelig“ wie die „großvolumigen Super-Shoes“. Der DNE bietet ebenfalls eine toll konstruierte, sehr dynamische NITRO ELITE-Schaum & Carbonplatten-Konstruktion. Einer meiner Preis-Leistungs-Favoriten ist die „normale“ Version des DEVIATE NITRO (DN 1&2). Der DN2 wurde ebenfalls signifikant optimiert - der Fersenhalt deutlich verbessert, das Gewicht reduziert und man spendierte ihm im Mittel- und Vorfußbereich eine Extraschicht NITRO ELITE FOAM (PEBA), welche den DN2 zu einem deutlich dynamischeren Schuh im Vergleich zur Ursprungsversion macht. Für eine UVP von ca.160€ ist er ein toller Laufschuh für alle Eventualitäten.
Sowohl LongRuns als auch Wettkämpfe können mit ihm gelaufen werden. Durch die profilierte Außensohle kann man ihn sogar auf leicht matschigen Waldwegen gut laufen. Daneben bietet Puma natürlich auch tolle Laufschuhe OHNE Carbonplatte, welche mit dem sehr gut dämpfenden und dynamischen NITRO FOAM (EVA) ausgestattet sind.
Ganz neu im Sortiment ist hierbei der PUMA FOREVERRUN NITRO zu nennen: Dieser als innovativer Stabilitätsschuh (Natural-Stability) konzipierte All-Day-Trainer weißt einige interessante Details auf: Zum einen wurde schon die Innensohle mit einem Orthopädie-Spezialisten entwickelt und auch die Mittelsohle im Hinblick auf eine möglichst natürliche Stabilisierung mit einem „Dual-Density-Nitro-Foam“ aufgebaut. Hierbei wurde ein weicherer NITRO-Schaum innen (NITRO-CORE) und ein etwas festerer am Rand (NITRO-RIM) der Mittelsohle platziert.
Ebenfalls wurde ein sog. HEEL SUPPORT CLIP und anatomische SIDE-WALLS implementiert. Insgesamt ein sehr innovatives Gesamtpaket zum attraktiven Preis (UVP 160€) und sicher mehr als nur einen Blick wert.
Hier der Link zu den verfügbaren Puma-Modellen im Shop:
>> PUMA NITRO und CARBON Modelle <<
Weitere Testberichte zu Puma-Modelle findest du >> hier <<.
Gesamtfazit:
Der PUMA FAST FWD NITRO ELITE ist ein extremer Schuh. EXTREM DYNAMISCH - EXTREM SCHNELL!!!
Durch seine spezielle Geometrie wirft er Läufer*innen quasi nach vorne und „zwingt“ fast schon ein wenig zum Tempolaufen. Das Resultat können jedoch Bestzeiten auf Streckenlängen zwischen 5 und 10 km sein. Er ist extrem leicht und bietet mit seiner tollen PUMAGRIP-Außensohle einen formidablen Grip auf Asphalt. Tendenziell ist er eher für Mittel- und Vorfußläufer*innen geeignet. Mit ihm rundet Puma sein Carbon-LineUp sinnvoll ab und bietet aktuell von allen namhaften Herstellern die größte „Carbon-Auswahl“ an.
Insgesamt ist der PUMA FAST FWD für Bestzeiten-Jäger eine heiße Empfehlung! Nicht umsonst wurde im Innenschuh die Race-Strategie „ONLY RUN NeGaTiVe SPLITS“ aufgedruckt!
