DER NEUE GHOST 13 VON BROOKS

 

Don´t believe the Hype! Das war lange Jahre mein Gedanke wenn es um Laufschuhe der Marke Brooks ging. Ja, manchmal sind Läufer nachtragend. Der Hintergrund? Ich wurde vor einigen Jahren von einem Schuh so schwer enttäuscht, dass es das mit uns war.

Ob das gerecht war? Ich habe keine Ahnung. Nichtsdestotrotz wurde Lauffreunde nicht müde mich wieder zur Marke hinführen zu wollen. Insbesondere der Ghost war immer in aller Munde, es war fast schon ein bisschen nervig. Nun hatte ich aber die Chance den neuen Ghost 13 testen zu dürfen und war natürlich mehr als gespannt.

 

 

Schuhtechnik

Auf diese möchte ich zuerst kurz eingehen. Neu beim Brooks Ghost 13 ist, dass der Schuh die Mittelsohlendämpfung, die Brooks DNA-LOFT nennt, von der Ferse bis zum Vorfuß verlängert hat. Brooks spricht von noch mehr Komfort und Dämpfung. Andere, größere Veränderungen gab es nicht. Das Meshmaterial wurde angepasst und etwas an der Außensohle gearbeitet. Aufgrund des großen Erfolgs der Ghostserie gibt es offensichtlich auch wenig Gründe mehr zu ändern. Der Ghost bleibt also ein neutraler Allroundlaufschuh der viele Läufertypen ansprechen soll.

Geblieben ist auch die sehr hohe Sprengung (Höhenunterschied von Ferse zu Vorfuß) von 12mm.

 

Erster Eindruck

Beim Öffnen des Kartons zeigt sich ein schlichter, schwarzer Schuh. Das in Neongrün gehaltene Herstellerlogo an der Seite peppt den Schuh dann aber doch auf. Die Verarbeitungsqualität des Schuhs ist super, das erwarte ich von einem Schuh in diesem Preissegment allerdings auch.

Auf den ersten Blick stört mich aber, dass ich "sehr viel Schuh" in der Hand halte. Die Neutralschuhe die ich sonst laufe sind extrem flach geschnitten, was man vom Ghost 13 erst einmal nicht behaupten kann. Fast klobig kommt das gute Stück rüber, das ist aber eher der Dämpfung geschuldet.

Ebenso gewöhnungsbedürftig ist die sehr dicke Zunge des Schuhs. Hmm, das ist also die Granate von Schuh die alle so feiern. Ich bin von der Erscheinung eher ernüchtert und meine Erwartungen sind erst einmal nicht erfüllt worden. 

 

 

Anprobe

Normalerweise mache ich das nicht und trage meine Schuhe direkt zum trainieren. Der Brooks hat aber die Neugier in mir geweckt. Verstärkt sich der durchwachsene Eindruck?

Glücklicherweise nicht. Nach dem Reinschlüpfen stellt sich direkt ein gutes Gefühl ein. Der Ghost ist echt super bequem und sitzt gut und stramm am Fuß ohne unangenehm zu drücken.

Beim Schnüren tritt aber gleich ein Problem auf. Ich laufe mit Marathonschnürung (auch Fersenschnürung genannt. Dabei führt man die Schnürsenkel von außen durch das letzte Loch der Schnürung. Dadurch bilden sich zwei Schleifen. Dann führt man die Enden der Schnürsenkel durch die jeweils gegenüberliegende Seite).

Diese Art der Schnürung verhindert, dass der Schuh an der Ferse hochrutscht.  Ich habe sehr schmale Fersen und trage meine Schuhe gerne locker gebunden. Dank der Marathonschnürung kann ich die Schuhe am Spann locker tragen und trotzdem sitzen sie gut.

Beim Ghost stellt das aber erst einmal ein Problem dar. Durch die dicke Zunge gehen mir die Schnürsenkel aus und es gelingt mir kaum noch ein Schleife zu binden. Mit ein bisschen Gefummel sitzt dann aber doch alles richtig. Es kann dann also bald losgehen.

 


Der erste Lauf

Nach einer Knieverletzung bin ich noch nicht wieder lange im Training und mein Arzt hat mir mit auf den Weg gegeben Schuhe mit guter Dämpfung zu tragen. Da sag mal einer der Schuh wäre nicht zu rechten Zeit gekommen.

Also, rein in die Schuhe und ab auf die Straße. Beim Einlaufen merkt man die gute Dämpfung des Schuhs sehr, er fühlt sich dadurch aber auch nicht besonders direkt und schnell an. Verglichen mit dem Hoka One One Evo Rehi den ich aktuell, mangels Wettkämpfe, auch im Training trage sind die Unterschiede natürlich riesig. Der Hoka, ultradirekt, man spürt echt jeden Stein auf der Straße. Dagegen der Brooks - weich, bequem, es kommt fast Sofafeeling auf. Ob das dann für mich passt, ich glaube fast nicht dran.

Dieser Eindruck verfliegt aber, genauso wie der erste Kilometer. Ein Blick auf die Uhr zeigt das auch. Ich bin deutlich schneller gewesen als geplant. Das hatte ich jetzt ehrlich nicht erwartet.

So spule ich dann Kilometer für Kilometer runter und mit jedem Meter steigt meine Begeisterung. Was ist das bitte für ein Hammerteil von Schuh. Unglaublich bequem und schnell laufen ist überhaupt kein Problem. Und auch an meinem Bein zwickt nichts. Ich jage den Brooks über Stock und Stein, nasse Blätter, Matsch, das alles macht ihm nichts aus. Zuhause angekommen steht die schnellste Zeit die ich seit meiner Verletzung gelaufen bin. Und das Beste, es zeigen sich fast keine Ermüdungserscheinungen.

Und so treibt mich meine Euphorie dazu, am nächsten Tag wieder zu laufen. Und es ist wieder hammergut, zwar schon wieder zu schnell, aber wir lernen uns ja erst kennen :)

Nachtrag: Nach ein paar Wochen hat sich gezeigt, dass der Ghost auch langsam kann, man muss es nur wollen.

 

 

Fazit

Der Ghost 13 hat schon einmal einen neuen Fan. Meine Begeisterung kann ich nur schwer in Worte fassen. Er verbindet alles was ich mir von einem Schuh wünsche. Ein wirklicher Allrounder. Schnell, bequem, fühlt sich auf vielen Untergründen wohl und macht einfach nur Spaß.

Empfehlen kann man den Brooks Ghost 13 fast jedem Läufertypen ohne Fußfehlstellung (einknicken des Fußes beim Aufsetzen nach innen oder auch außen). Sowohl der leichte als auch der schwere Läufer wird mit diesem Schuh glücklich werden und man kann ihn auf allen Distanzen bequem nutzen. Ein Schuh zum genießen und völlig zurecht ein Bestseller.