Der Ride 16 im Test

 

„Immer im Training“ ist die Überschrift beim Ride 16 auf Saucony’s Website. Der Allroundtrainer der US-Amerikaner ist einer ihrer Bestseller und nun bereits in seiner 16. Auflage. Auch ich habe mit den drei Vorgängermodellen viele Trainingskilometer gesammelt. Umso mehr freute ich mich, dass ich die aktuelle Version testen darf und war gespannt auf das Update. Den Schuh habe ich von Shop4Runners zur Verfügung gestellt bekommen und konnte ihn so frei von Herstellerinteressen testen. 
Über den Ride 16 
Der Ride ist ein neutraler Allroundtrainer mit komfortabler Dämpfung für das tägliche Training. Er legt großen Wert auf Komfort und Vielseitigkeit. Ob ihm das gelingt, folgt später im Praxistest. 
 
Kategorie
Neutralschuh, Allroundtrainer (Daily Trainer) 
 
Gewicht (Mustergröße): 
Herren US 9: 249g (meine US 12: 290g) / Damen US 8: 221g 
  
Sprengung: 
8 mm (35 mm Ferse/ 27 mm Vorfuß) 
  
UVP: 
150 € 
  
Farbvarianten
4 Herren- und 4 Damenmodelle 
1 Herrenmodell in „wide“ 
  
Größe: 
True to size (laufschuhüblich eine Nummer größer kaufen) 

 

 

Erster Eindruck

Beim Auspacken wird sofort klar, dass man einen hochwertigen Schuh in den Händen hält – kein Chemiegeruch, keine unnötigen Klebereste, perfekte Nähte. Das zweifarbige orange-rote Design (marigold/ lava) gefällt mir sehr gut – für mich ein echter Hingucker, vor allem im Vergleich zum eher klassischen Vorjahresmodell. Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen gibt es je vier Colourways von knallig bis dezent-unauffällig, also sicher für jeden Geschmack etwas.  
Der letztjährige Ride 15 bekam ein sehr umfassendes Update, das vor allem mit seiner voluminöseren, weicheren und trotzdem wesentlich leichteren Mittelsohle viele Läufer begeisterte. Beim Wiegen in meiner Größe (US 12) zeigt die Waage 290g – ein sehr guter Wert für einen gut gedämpften Allroundtrainer und exakt gleich leicht  wie das Vorjahresmodell.  
Beim Anziehen spürt man sofort den gewohnten Komfort. Mit seiner Passform kann der Ride wirklich punkten, auch im Vergleich zu vielen Konkurrenten. Er umschließt den Fuß perfekt und vermittelt einen guten Halt. Im Mittelfußbereich liegt er eher eng an, die Zehenbox  ist aber geräumig genug, so dass auch meine etwas breiteren Füße genug Platz finden. Sie ist zwar seit dem Ride 15 meiner Meinung nach etwas schmaler, das dehnbare und anschmiegsame Formfit-Obermaterial passt sich jedoch gut an. Für noch breitere Füße gibt es auch eine „Wide“-Version. Insgesamt scheint „der Neue“ etwas luftiger im Vorfuß als das 2022er Modell zu sein. Der Schaftrand ist wie die Zunge bequem, aber nicht übermäßig gepolstert, die Fersenschale hält die Ferse echt „tight“ und wird nach oben hin softer, so dass die Achillessehne nicht irritiert wird. Die anatomisch geformte Innensohle (Formfit+) ist herausnehmbar, besteht aus luftig-softem, „bouncy“ TPU und bietet zusätzliche Dämpfung.  


Aufbau 

Obermaterial  
Die wenigen Veränderungen in der aktuellen Version des Ride findet man im Obermaterial. Hier greift Saucony wieder auf sein bewährtes Formfit-Konzept zurück. Das sogenannte „Engineered Mesh“ ist unterschiedlich dicht gewebt. Die Rückseite besteht aus einem fester gewebten, stützenderen Mesh als das im Vorfuß, das noch dünner und weicher ist als das des Ride 15 (single-layer statt double-layer).  
Der Schuh besitzt eine feste Fersenkappe und schräg nach hinten unten verlaufende Schlaufen in der Schnürung, mit deren Hilfe der Fuß einen super Lockdown bekommt. Durch die  Polsterung der Zunge spürt man nichts von den neuen festeren Schnürsenkeln. Der Mittelfuß sitzt absolut rutschfest, aber nicht eingeengt und hat stabilen Halt. In Kombination mit der anatomisch geformten Innensohle und der seitlich etwas hochgezogenen Zwischensohle sitzt der Fuß wirklich perfekt im Schuh.  
Die neuen Schnürsenkel haben mehr Textur und sind im Gegensatz zu den vorherigen weniger dehnbar, was sich bei längeren Läufen durch weniger Lockern positiv bemerkbar machen dürfte. Sie sind gerade so ausreichend lang für die Marathonschnürung, könnten meiner Meinung nach aber ein paar Zentimeter mehr vertragen. Für die normale Schnürung sind sie auf jeden Fall lang genug. Beim ersten Reinschlüpfen habe ich sofort ein Grinsen im Gesicht wegen der tollen Passform, wie ich es von Saucony für meine Füße gewöhnt bin. 
 
Sohlenkontruktion 

Beim Herzstück, der Mittelsohle setzt Saucony wieder auf den Powerrun-Schaum, einem EVA-/ TPU-Gemisch, das seit dem Vorjahresmodell etwas dicker, softer und leichter komponiert wurde. Mit der Stapelhöhe von 35mm hinten und 27 mm vorne ergibt sich eine Sprengung von 8mm, ein durchschnittlicher Wert für einen Allrounder. Die PWRRUN-Zwischensohle ist beim derzeit allgemeinen Trend zu soften, federnden TPU-Schäumen eher etwas fester als bei anderen Konkurrenten. Der Schuh besitzt trotzdem eine wirklich komfortable Dämpfung. Die leichte Rockergeometrie und die langen und tiefen Entkopplungskerben sorgen für Flexibilität und gutes Abrollverhalten.  Die Innensohle aus PWRRUN+ (=TPU-Schaum) spielt hervorragend mit der Zwischensohle zusammen.  
Bei der Außensohle wurde Saucony-typisch an den belasteten Stellen genug abriebfester Gummi auf die Lauffläche gebracht, der Grip und Langlebigkeit gewährleistet. Der Ride ist ein Laufschuh für die Straße oder befestigte Waldwege. Bei nassen Untergründen habe ich schon bessere Gummimischungen erlebt, bei feuchter Erde sollte man vorsichtig sein, aber dafür ist er auch nicht gemacht. 
Hier der Sohlenvergleich des Ride 16 mit dem Vorgänger und knapp 500 km Laufleistung  (wenig Verschleiß und auch die Dämpfung hat noch nicht sehr nachgelassen). 

 

Praxistest auf der Straße 

Der Marketingslogan des Ride 13 war „Wenn Tragekomfort auf Tempo trifft.“ Da die grundsätzliche Ausrichtung des Schuhs trotz mehrerer Updates sich nicht verändert hat, trifft dies immer noch zu. Den Tragekomfort spürt man schon beim ersten Anziehen. Der Schuh sitzt perfekt und ist an den richtigen Stellen gut gepolstert. Durch die verbreiterte Sohle unter dem Vorfuß und der Ferse sowie den perfekten Halt vermittelt er für einen Neutralschuh erstaunlich viel Stabilität, so dass er auch für leichte Überpronierer geeignet sein sollte.  
Er fühlt sich für einen Allrounder angenehm leicht an, auch wenn man eine Menge Schaum unter den Füßen hat. Verbunden mit seinem guten Abrollverhalten läuft er sich für einen bequemen Daily Trainer wirklich sehr geschmeidig. Für mich ist er unter den Allroundtrainern eher der etwas schnelleren Fraktion zuzuordnen.  
Er ist gut genug gedämpft, um auch längere Läufe (> 25 km) mit ihm machen zu können, aber wer auf extreme „Dämpfungsmonster“ steht, wird mit dem Ride nicht glücklich. Sein Sohlenaufbau ist zwar nicht fest, aber im allgemeinen Trend zu immer voluminöseren weichen, reaktiven Schäumen schon trotzdem auf der robusteren Seite. Definitiv  sinkt man weniger in den Schaum ein und hat weniger den „Bounce“ als bei vielen anderen aktuellen Modellen. Wer das dringend braucht, sollte woanders suchen. Dafür ist er niemals instabil oder schwammig. Er dämpft auf jeden Fall sehr gut, reagiert sofort auf Tempoverschärfungen. Man kann ihn natürlich gut für langsame und mittlere Geschwindigkeiten hernehmen. Ich sehe seine große Stärke aber in seiner Vielseitigkeit, da er eben auch schnellere Paces gut kann und – vor allem – dabei richtig Spaß macht. Ich mag das Laufgefühl im Ride sehr und merke beim Blick auf die Uhr, dass ich im Ride unbewusst immer ein bisschen schneller als zum Beispiel in HOKAs Clifton, der etwas weicher und noch leichter ist, mich aber trotzdem zu gemütlicherem Tempo verleitet. Der Ride ist ein wirklicher Allrounder, aber eben eher auf der festeren und schnelleren Seite der Skala!  


Für wen und welchen Einsatz ist dieser Schuh geeignet? 

Der Ride 16 ist als Neutralschuh für Läufer ohne größere Fußfehlstellungen konzipiert. Trotzdem ist er auch ohne Stützelemente relativ stabil und lässt sich auch von leichten Überpronierern laufen. Wegen der guten Dämpfung könnten ihn auch schwerere Läufern tragen, auch wenn Saucony mit dem „großen Bruder“ Triumph 20 (Powerrun+/ TPU-Mittelsohle) einen noch weicher gedämpften Neutralschuh im Programm hat, der allerdings auch etwas schwerer ist. Auch Läufer, bei denen maximaler Komfort oberste Priorität hat, sollten sich besser nach einem anderen Modell umschauen. Wer aber den Ride 15 kennt und mag, kann hier ohne Bedenken zugreifen. 
Er ist eine wirkliche Allzweckwaffe, also ein heißer Tipp für Läufer, die ihren Schuhschrank nicht mit vielen Laufschuhen füllen wollen, sondern einen für Alles suchen. Er ist aber auch durchaus ein Tipp für ambitioniertere Runner, die einfach einen vielseitigen, gut verarbeiteten Schuh suchen, mit dem man einen Großteil des Trainings und viele Kilometer abspulen kann.  
 

 

Fazit und Vergleiche 

Sauconys hat mit dem letztjährigen großen Update beim Ride 15 vieles richtig gemacht und viel Lob dafür geerntet. Umso verständlicher, dass das meiste davon sich unverändert oder ähnlich im aktuellen Modell wiederfindet und nur eher punktuelle Überarbeitungen stattfanden. Die Veränderungen im Obermaterial empfinde ich als neutral, das neue zweifarbige Design gefällt mir persönlich aber besser. Auch die neuen Schnürsenkel empfinde ich als Upgrade - vielleicht nächstes Jahr noch ein paar cm länger? 
Saucony setzt nicht wie viele Konkurrenten auf reine TPU-Mittelsohlenschäume und folgt nicht dem allgemeinen Trend zum Maximalkomfort und „Bounce-Laufgefühl“, obwohl sie ja leicht den PWRRUN+ des Triumph 20 auch im Ride verbauen könnten. Ich persönlich mag die Abstimmung im Ride sehr gerne und freue mich, dass es so etwas (noch) gibt, aber das ist natürlich Geschmackssache… Wer einen ähnlichen Allrounder mit Pronationssütze von Saucony sucht, könnte sich den Guide 16 anschauen, wer die schnellere Version sucht, für den wäre der Kinvara oder evtl. die Endorphin-Reihe interessant.  
In diesem Einsatzsegment gibt es eine riesige Konkurrenz aller Hersteller, so dass nur eine kleine Auswahl verglichen werden kann. Der Asics GEL-Nimbus 25 ist ein noch bequemerer Allrounder mit ebenfalls super Halt, stärker gedämpft und gepolstert, dafür nicht ganz so leicht und agil. So ist er eher ein Kandidat für etwas langsamere Läufe, dafür stärker bei den ganz langen Distanzen. Der New Balance Fresh Foam 880 v12 ist etwas breiter und weicher und gut für moderate Läufe, kann aber meiner Meinung nach in puncto Obermaterial, Passform, Variabilität und Agilität nicht mit dem Ride 16 mithalten. Ein ernsthafter Konkurrent mit ähnlicher DNA ist Hokas Clifton 9. Er ist noch etwas leichter als der Ride 16, mit der reaktiveren Mittelsohle und 5mm Sprengung auch ein dynamischer und bei vielen Läufern ein sehr beliebter Allrounder. Er verbindet herausragend Komfort mit Leichtigkeit, auch wenn nach meinem Empfinden der Ride trotzdem im höheren Tempo noch knapp die Nase vorn hat. 
Für mich ist der Ride 16 ein fantastisch ausbalancierter Allrounder ohne wirkliche Schwächen. Mit 150 Euro liegt er im mittleren Preissegment und hat ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis, zumal man einen hochwertigen, langlebigen Schuh bekommt. Seine Top-Passform, die Vielseitigkeit und das gelungene Design machen ihn für mich zu einem Kauftipp.  
 
 
Fotos: eigene Bilder