Der Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 im Test

Testbericht: Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2

Schnell, schneller, Spikes. Spätestens wenn im Training die Spikes ausgepackt werden, geht es zur Sache und die nächsten Wettkämpfe stehen unmittelbar bevor. Genauso erging es
mir, als ich den neuen Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 testen durfte. Bei mir stand nach über zwei Jahren wieder ein 5000-Meter-Wettkampf an. Da kam mir der Testschuh gerade Recht. Die spannende Frage war nur, bleibe ich bei meinem allbewährten Nike ZoomX Dragonfly oder setze ich auf den neuen Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2. Das und noch mehr Einzelheiten zu den neuen Puma-Spikes erfahrt ihr in diesem Testbericht. Shop4runners hat mir die Spikes zur Verfügung gestellt, sodass ich diese unabhängig von etwaigen Herstellerinteressen testen konnte.

 

 

Wie neue Dämpfungstechnologien und Carbon den Laufbereich verändert haben

Wer erinnert sich noch an das legendäre Prestige-Projekt „Breaking2“ von Nike im Mai 2017? Dabei stiegen die amerikanischen Laufschuhhersteller die Topathleten Eliud Kipchoge, Lelisa Desisa und Zersenay Tadese in Monza auf, die legendäre Zwei-Stunden-Marke im Marathon zu brechen. An den Füßen trugen die Athleten den nagelneuen Nike ZoomX Vaporfly 4%, der eine neue Zeitrechnung im Laufbereich einläutete. Während es lange Zeit darum ging, die Schuhe möglichst leicht, direkt und flach zu entwickeln, stand nun
ein neuartiges Dämpfungssystem kombiniert mit einer Carbonplatte im Fokus. Hier hat Nike neue Maßstäbe gesetzt und die Konkurrenten brauchten Zeit, um zum Weltmarktführer
aufzuschließen.

Drei Jahre später wagte Nike den nächsten Vorstoß und revolutionierte auch den Spikebereich und launchte den Nike ZoomX Dragonfly. Erstmalig verwendete Nike die ZoomX-Schaumdämpfung von ihrem Elite-Straßenschuh für Spikes auf der Rundbahn. Dieser leichte, weiche und reaktionsschnelle Schaum ermöglicht eine bis dahin nicht bekannte Energierückgabe in der Leichtathletik. Diese neue Schuhtechnologie ist unter anderem ein zentraler Faktor dafür, dass in den letzten Jahren die Wettkampfzeiten im Durchschnitt in der Weltspitze im Mittel- und Langstreckenbereich schneller geworden sind. Das verdeutlichen gleichzeitig die zahlreichen neuen Weltrekorde im Frauen- und Männerbereich.Wie auch im Straßenbereich braucht die Konkurrenz eine gewisse Zeitspanne, um diesen Wettbewerbsvorteil wettzumachen.

Puma ist einer dieser genannten Laufschuhhersteller, der auf Basis der Nike-Technologien ihr eigenes Dämpfungssystem in Verbindung mit einer Carbonplatte entwickelt hat. Im Straßen- als auch Bahnbereich stehen mittlerweile eine Vielzahl an Modellen im ultimativen Performancebereich zur Verfügung. Hier ist zum Beispiel der Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 zu nennen, mit dem die Puma-Eliteathleten in der Leichtathletik ausgestattet werden.

 

Erster Eindruck

Ich mag es, wenn bereits das Design des Schuhkartons symbolisiert, dass es sich um ein hochwertiges Produkt handelt. Und was soll ich sagen: Wow – was ein heißes Teil! Während der Schuhkarton im schwarzen Matt und knalligen orangenen Schriftzug daherkommt, strahlen die neon-orangenen Spikes umso mehr. Der erste Eindruck vergeht.

Wie es sich für Spikes gehört, halte ich einen Hauch von Nichts in den Händen. Mit gerade einmal 150 Gramm bei Schuhgröße EU43 (US10) sind die Spikes ein fliegendes Leichtgewicht und wie gemacht für schnelle Läufe im Leichtathletikstadion. Also Tasche gepackt und ab geht es auf die Tartanbahn. Um es nicht direkt zu übertreiben, wollte ich vor meinem Intervalltraining ein paar kurze Steigerungen einstreuen. Insbesondere bei Spikes finde ich es wichtig, den Einstieg dosiert zu wählen. Spikes stellen für Wade und Achillessehne eine deutlich höhere Belastung dar und sollten langsam damit vertraut gemacht werden. Bei mir waren es letztlich vier Steigerungsläufe von ca. 80 Meter.

Beim Hineinschlüpfen ist mir direkt der sehr hoch gebogene Vorfußbereich aufgefallen. Dabei schwebt die Vorderkante einige Zentimeter über dem Boden. Das heißt im Umkehrschluss, dass beim Laufen ein enormer Abdruck über den Vorfuß notwendig ist, um ein entsprechendes Feedback in Form von Energierückgabe zu erhalten. Beim Sprinten über 80 Meter fällt mir das nicht besonders schwer, da ich bei dieser kurzen Distanz primär über den Vorfuß abdrücke. Ich machte mir schon Gedanken, wie sich die Spikes bei deutlich längeren Intervallen schlagen. Was passiert, wenn der Körper bei langen Einheiten ermüdet? Ist die Energierückgabe beim Abrollen über den Mittelfuß ähnlich hoch? Hat die Carbonplatte einen ähnlichen hohen Effekt wie in den Straßenschuhen? Diese Fragen erhoffte ich mir spätestens bei den Folgeeinheiten zu beantworten.

 

 

Der Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 im Detail

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um Spikes für die Mittel- bis Langstrecke auf der Kunststoff-/Tartanbahn. Für Puma bedient das Modell eine Bandbreite von 800 Meter bis 10000 Meter. Dabei verfügt das Modell über eine durchgehende Carbonfaserplatte (PWRPLATE), die einen maximalen Vortrieb ermöglichen soll. Die mit Stickstoff angereicherte Schaumstoff-Zwischensohle ist für eine lückenlose Energierückgabe zuständig. Die Pebax-Außensohle ist mit sechs abnehmbaren Spike-Pin-Buchsen im Vorfußbereich ausgestattet und gewährleistet einen reaktionsschnellen Abdruck bei jedem Schritt. Die dazugehörigen Pyramidenspikes haben eine Länge von sieben Millimetern. Bei der Lieferung ist ein Schraubenschlüssel enthalten.

Das Obermaterial aus atmungsaktivem Textil ist hauchdünn und beim Hineinschlüpfen schimmern bei genauem Hinsehen die Füße durch. Im Fersenbereich ist eine leichte Polsterlinie für die Achillessehne integriert. Die Fersenkappe ist durchgängig – ohne Loch. Die Sohle in den Spikes ist verklebt. Je nach Läufertyp können die Spikes mit und ohne Socken gelaufen werden. Im Innenbereich gibt es keine Nähte oder Verklebungen, die beim Laufen stören. Die Schnürung verläuft gradlinig über dem Mittelfuß. Es ist ein zusätzliches Loch für die „Marathon-Schnürung“ (auch wenn das bei Spikes paradox klingt) vorhanden.

Der Puma Evospeed hat keine Sprengung. Auf die Waage bringen die Spikes 150 Gramm bei einer Größe von EU 43 (US 10). Bei der Wahl der richtigen Größe sollte auf die Centimeter-Angabe geachtet werden. Ich wähle in der Regel eine EU-Nummer kleiner. Da Spikes auf maximale Effizienz ausgerichtet sind, steht die Leistung absolut im Vordergrund. Der Komfort spielt eine eher untergeordnete Rolle. Dementsprechend ist die Passform eng. Doch dank des dünnen Meshmaterials ist eine gewisse Flexibilität gegeben.

Preis 199,95 EUR UVP
Gewicht 150 Gramm
(Größe EU 43 | US 10)
Sprengung 0 Millimeter
Schuhweite eng anliegend
Laufuntergrund Kunststoff-/Tartanbahn
Einsatzgebiet Stadion


Zielgruppe

Spikes wie der Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 haben einen sehr begrenzten Einsatzbereich und sind in der Regel das ultimative Trainings- und Wettkampfgerät auf der Kunststoff-/Tartanbahn im Leichtathletikstadion. Daher richtet sich diese Schuhart an eine sehr spezifische Zielgruppe. In dem Fall rate ich nur leistungsorientierten Läufern auf Spikes im Training als auch im Wettkampf zurückzugreifen. Spikes stellen eine höhere Belastung für Wade und Achillessehe dar und sollten gezielt zum Einsatz kommen. Sofern es sich nicht um Qualifikationsnormen für Meisterschaften handelt, würde ich stets bei kleinen Sportfesten alternative Laufschuhe bevorzugen.


Praxistest: Puma oder Nike – Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 oder Dragonfly

Derzeit gibt es zwei zentrale Spikes, die ich bei spezifischen Tempoläufen oder im Wettkampf trage. Für 800 Meter oder 1500 Meter kommt der Nike Air Zoom Victory zum Einsatz und für 3000 und 5000 Meter der Nike Dragonfly. Im Gegensatz zu Nike legt Puma den Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 für eine Range von 800 Metern bis 10000 Metern aus. Und genau das ist für mich ein Anhaltspunkt, den es zu optimieren gilt. Mir persönlich ist diese Bandbreite zu groß. Ich finde bei 800 Metern habe ich andere Anforderungen an Spikes als bei 10000 Metern. Während bei 800 Metern der Abrollprozess sehr aggressiv für den bestmöglichen Abdruck über den Vorfuß geschieht, kommt bei 10000 Metern auch vermehrt das Abrollen und der Abdruck über den Mittelfuß. Insbesondere bei zunehmender Ermüdung auf der Langstrecke ist es schwierig den Abrollprozess konstant gleich über den Vorfuß zu halten.

 

 

Durch die sehr aggressive Wölbung des Vorfußbereiches beim Puma-Modell ist es nötig, dass der Abdruck über den Vorfuß kommen muss, damit die Performanceeigenschaften und die Energierückgabe bestmöglich zur Geltung kommen. Selbst bei 400 Meter-Intervallen war das für mich teils schwierig. Sobald ich mehr über den Mittelfuß abrolle, verpufft der Rückkopplungseffekt ein wenig. Im Vergleich dazu ist der Nike Dragonfly anders ausgerichtet. Dieses Modell muss nicht so aggressiv über den Vorfuß gelaufen werden wie die Puma-Spikes. Allein von außen betrachtet ist der Dämpfungsschaum im Mittelfußbereich deutlich dicker. Das ist beim Laufen über den Mittelfuß spürbar. Die Energierückgabe ist deutlich höher. Das kommt mir bei längeren Intervallen sehr entgegen und der Effekt ist dauerhaft wahrnehmbar.

Beim Obermaterial hat der Nike Dragonfly zahlreiche Belüftungsschlitze und ist dadurch der atmungsaktivere Schuh. Bei der Fersenkappe setzt Nike auf ein Loch für mehr Freiheit und weniger Druckstellen. Die gradlinige Schnürung auf dem Mittelfuß ist identisch. Gleiches gilt für die leichte Polsterschicht im Fersenbereich. Beide Modelle haben eine synthetische Platte im Vorfußbereich mit sechs Nägeln. Der Grip und Abdruck ist bei beiden Schuhen auf der Kunststoff-/Tartanbahn astrein. Auch beim Gewicht schenken sich die beiden Modelle nichts und wiegen nahezu gleich viel. Ein zentraler Unterschied ist die eingebaute Carbonplatte bei den Puma-Spikes. Der Nike Dragonfly verzichtet auf solche. Leider hat für mich die Carbonplatte bei den Puma Spikes nicht den ultimativen Effekt wie bei den Straßenlaufschuhen. Die Carbonplatte unterstützt zwar primär den Abrollvorgang über den Vorfuß, aber bei zunehmender Dauer des Wettkampfes und der damit einhergehenden Ermüdung wird es schwierig diesen Abdruck dauerhaft aufrecht zu erhalten.

Der Nike Dragonfly läuft sich für mich als Mittelfußläufer einfacher und geschmeidiger. Ich muss weniger Aufwand in die Schrittabfolge stecken und gleite besser über die Bahn. Die Puma-Spikes sind anspruchsvoller, mit mehr Kraftaufwand zu laufen und bevorzugt für Vorfußläufer geeignet. Daher sehe ich das Puma-Modell eher auf den kürzeren Distanzen und nicht auf der Langstrecke von 10000 Metern. Vielleicht bringt Puma in Zukunft noch ein weiteres Modell auf den Markt und grenzt das Einsatzgebiet der Spikes etwas ein. So hat es Nike letztlich auch gemacht. Bleibt abschließend noch die Eingangsfrage zu beantworten. Für meinen bevorstehenden Wettkampf über 5000 Meter werde ich auf mein gewohntes Modell den Nike Dragonfly zurückgreifen. Mal schauen, ob es zu einer Bestzeit von unter 14:30 Minuten reicht.

Selbstverständlich haben auch weitere Laufschuhhersteller Mittel- und Langstreckenspikes in ihrem Portfolio. Da ich bisher nur den Nike Dragonfly gelaufen bin, wurde dieses Modell als Referenz für den Vergleich herangezogen. Zumal der Nike Dragonfly bei der rückblickenden Weltmeisterschaft in Budapest im Mittel- und Langstreckenbereich sehr erfolgreich war. Allein die Medaillengewinner bei den 10000 Meter Frauen und Männer bei der Weltmeisterschaft in Budapest trugen alle den Nike Dragonfly.


Fazit

Der Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 ist ein performanceorientierter Wettkampfschuh für die Kunststoff-/Tartanbahn im Leichtathletikstadion. Ausgestattet mit einer Carbonfaserplatte und einer Nitro Elite-Zwischensohle sorgt das Leichtgewicht für einen maximalen Vortrieb. Die aggressiven neon-orangenen Spikes erwarten ein permanentes Abrollen über den Vorfuß, um die Energierückgabe bei jedem Schritt zu spüren. Das bedarf eines sehr sauberen und kraftintensiven Laufstils, der insbesondere auf der Langstrecke viel von Läufern abverlangt wird. Wer sich bei diesem Laufstil wiederfindet, ist mit dem Puma Evospeed Distance Nitro Elite+ 2 gut beraten.

 

- 35 %
Evospeed Distance Nitro Elite+ 2
Herren, Damen, Unisex
Verfügbar
Größe
131,04 € Regulärer Preis 201,63 €